Mittwoch, 28. August 2013

Drei Schwestern

Übersicht
Schwierigkeit (1-5): 4
Dauer: 6 Stunden 30 Minuten
Höhenunterschied: 1300 Meter aufwärts und 1300 m abwärts
Einkehrmöglichkeiten: Amerlügen, Naturfreundehaus Feldkirch, Hinterälpele
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Bus von Frastanz nach Amerlügen


Die Drei Schwestern sind wahrscheinlich der schönste Aussichtsberg mit Blick auf das Rheintal, den Bodensee und noch weit darüber hinaus. Die markanten Felsengipfel auf dem Grat, der die Grenze zwischen Österreich (Vorarlberg) und dem Fürstentum Liechtenstein bindet, sind geographisch durch das tief ausgeschnittene Saminatal im Osten sehr dominant, so dass man während man vom Bodensee her gegen das Oberland zu fährt, sie ständig vor Augen hat. Auf der Westseite fallen die Drei Schwestern steil in wilden Graten und Tobeln gegen das Rheintal ab. Auch geologisch ist diese Gebirgsformation sehr interessant, kann man doch bei der Betrachtung vom Tal aus sehr schön den stufenförmigen Aufbau erkennen, der zuerst in den von den Gletschern abgeschliffenen Inselbergen und Bergausfläufer zu erkennen ist, wie im Bereich der Drei Schwestern von der Letzte über Maria Grün bis zum steil auf Feldkirch abfallenden Stadtschrofen oder gegenüber beim Balsenberg. Darüber erhebt sich der steile, größtenteils bewaldete Aufbau, der bis zum Älpele geht und etwas höher in die Latschenhänge übergeht über denen sich dann die Dolomitgesteinsfelsen der Drei Schwestern selbst erheben. Trotz ihrer separierten Stellung gehören die Drei Schwestern immer noch zum Rätikon und bilden den äußersten, nordwestlichsten Ausläufer dieser Gebirgskette. Ebenso bildet der Berg die Grenze zwischen Ost- und Westalpen.
 
(Blick auf die Drei Schwestern)


Route
Die heutige Wanderung nimmt ihren Ausgang beim Holzplatz von Amerlügen, der sich, von der Kapelle aus Richtung Fellengatter, nur wenig Meter auf einer schönen Aussichtstelle am Waldrand befindet. Zuerst wandern wir von dort etwa eine Viertelstunde dem breiten, gemächlich ansteigenden Forstweg entlang, der durch schattigen Wald führt und gerade an heißen Sommertagen den ersten Anstieg weniger beschwerflich macht. Wir gelangen nun zu einem Wegweiser, der uns steiler auf einem schmalen Pfad in Richtung Vorderälpele und Feldkircher Naturfreundehaus weißt. Diesem  sogenannten "Geißweg" folgen wir nun, überqueren dabei mehrmals die in weiten Serpentinen nach oben führende Forststraße und gelangen so nach etwa einer Dreiviertelstunde zum "Gätterle", am Waldrand, wo sich die Weiden des Vorderälpele beginnen auszubreiten. Ein paar Schritte noch über die Weide und wir stehen beim auf 1298 Metern Seehöhe gelegenen Kreuz des Vorderälpele. Unter uns liegen zur Linken der schon vom Tal aus sichtbare Sender, rechts etwa tiefer davon die Amerlugalpe (auch Vorderälpele genannt).
 
(Das Felsentor auf dem Drei-Schwestern-Steig)

 
Nun folgen wir dem breiten Schotterweg nach rechts, anfangs über weitestgehend offenes Gelände in Richtung Hinterälpele. Der Weg dahin ist relativ lang und unspektakulär, der Höhenunterschied gering. Gerade wenn man beim Abstieg von den Drei Schwestern wieder diesen Weg zurück wählen sollte, kann sich der Weg schon etwas in die Länge ziehen. Bei dieser Wanderung wird deshalb ein anderer Rückweg vorgeschlagen. Nach etwa 50 Minuten vom Vorderälpele erreichen wir die Sarojaalpe, die meist besser unter dem Namen "Hinterälpele" bekannt ist. Noch etwa dreihundert Meter weiter Richtung Süden, vorbei an der Zollhütte beginnt der eigentlich Anstieg zu unserem heutigen Ziel.
 
(Blick zur "kleinen" Schwester mit Gipfelkreuz)

 
Anfangs führt der Weg noch vorbei an Wald und Wiesen, dann ab dem Wegkreuz bei "Prafazei" (1630m) beginnt der blau-weiß markierte "Drei-Schwestern-Steig", dem wir nun  vorbei an Buschwerk, schönen Alpenblumen, später zwischen Latschen, teilweise etwas steil nach oben folgen, bis wir direkt unter den ersten  imposant aufragenden natürlichen Felsaufbauten stehen. Der Blick wird bereits hier mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, immer traumhafter. Von  außerordentlicher Schönheit ist nun der folgende Steig, vorbei an mit Stahlseil gesicherten Wänden, durch das bekannte Felsentor zu den darauf folgenden Leitern. Dieser blau-weiß markierte Weg (alpiner Steig) sollte jedoch nur von schwindelfreien, trittsicheren Bergtourengängern mit ausreichender Kondition und Kraft begangen werden (teilweise schadet es nicht, wenn man etwas Klettern gewohnt ist). Sollte ein leichterer Anstieg in Erwägung gezogen werden, so kann ab "Prafazei" auch der rot-weiß markierte Weg über die Garsellaalpe und das sich dahinter befindliche Hochtal in Angriff genommen werden. Dieser Weg entbehrt zwar der Schönheit und Herausforderung des Drei-Schwesten-Steigs, ist allerdings bei entsprechender Unsicherheit dieeindeutig bessere Wahl!
 
Bei unsere Anstieg folgt auf die erste Leiter eine wilde, wieder gesicherte und durch Holztritte gut besteigbare, Schlucht bis zur längeren zweiten  Leiter. Von dort geht es über gesicherte gute (abenteuerliche) Weglein vorbei und durch beeindruckende Felsformationen hinauf zum auf 2053 Metern Seehöhe gelegenen Hauptgipfel.
 
(Blick vom Hauptgipfel über das Rheintal)


Ein überwältigendes Panorama bietet sich von hier aus nun dem Betrachter. Der Rätikon, der Walserkamm, Bodensee, Schwabenland, Ostschweiz mit Sändis und Hoher Kasten, Churfirsten, Alviergruppe, Glarner Alpen mit Tödi, erfreuen das Auge. Majestätisch der Blick über das Rheintal, dessen Oberlandgemeinden fast alle im Blickfeld liegen. Die Gemeinden Lichtensteins, in der Schweiz Buchs, Grabs etc. liegen ebenso spielzeugharft in das grüne Tal hingebettet. Der Hauptgipfel trägt kein Gipfelkreuz, wie die beiden "kleineren" Schwestern, dafür zeigt ein Grenzstein an, dass man hier mit einem Schritt von einem Land in ein anderes gelangen kann.
 
(Garsellaalpe)


Der Abstieg erfolgt in südlicher Richtung (wer möchte kann auch noch den Nachbargipfel, den 2105 m hohen Garsellakopf besteigen) entlang der rot-weißen Markierung. Bald folgt die Abzweigung nach links, hinunter zur Garsellaalpe, die über das schöne Hochtal relativ bald erreicht wird. Unterhalb der Drei Schwestern geht es nun in einem etwa einstündigen Marsch über Prafazei wieder zum Hinterälpele. Dort zweigen wir jedoch bereits etwa 100 Meter vor der Alpe nach rechts über die  Kuhweide ab und gelangen so auf einem Forstweg durch den Wald über mehrere Serpentinen hinunter zur Jagdhütte, wo unser Weg in den von der  Gaudenzaalpe herführenden "Herrenweg" mündet. Nun brauchen wir nur noch diesem langen, aber kaum merklich an Höhe verlierenden breiten Waldweg in Richtung Norden zu folgen, bis wir nach etwa 45 Minuten zum Wanderparkplatz oberhalb von Amerlügen kommen. Dort gehen wir ein paar Kehren weiter, halten uns bei einem großen gelben Haus geradeaus und gelangen so vorbei an einem Einfamilienhaus über einen dicht bewachsenen Weg wieder zu unserem Ausgangspunkt, dem Holzplatz von Amerlügen.
 

 

Details
1.) Amerlügen - Vorderälpele: 6,2 km; Höhenbewältigung: 540 m aufwärts; Dauer: 1 Stunde
2.) Vorderälpele - Hinterälpele: 2,7 km; Höhenbewältigung: 180 m aufwärts; Dauer: 50 Minuten
3.)  Hinterälpele - Drei Schwestern: 2,3 km; Höhenbewältigung: 580 m aufwärts; Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
4.) Drei Schwestern - Hinterälpele: 4 km; Höhenbewältigung: 580 m abwärts; Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
5.) Hinterälpele - Amerlügen: 7,5 km; Höhenbewältigung: 710 m abwärts; Dauer: 1 Stunde 40 Minuten
 Gesamt
 Strecke: 22,7 km; Höhenbewältigung: 1300 m aufwärts, 1300 m abwärts; Dauer: 6 Stunde, 30 Minuten.

Ein großartiges Bergerlebnis auf den Drei Schwestern wünscht der Bergfuchs.


Die Sage von den Drei Schwestern

Auf der Grenze zwischen Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein, hoch über dem noch jungen Rhein, der gerade erst seine beiden Ursprünge im Schweizerischen Bündnerland entsprungen ist, liegen drei markante  Gipfel, die dicht beieinander stehend, geschwisterlich vereint sozusagen, die die "Drei Schwestern" bilden. Über diese sich dominant über dem alten Tal erhebende Felsgekrönte Gebirgsformation wird Folgendes den Ursprung betreffend berichtet: Vor undenklich langer Zeit in der Mitte des Heumonats, es war nämlich Mariä Himmelfahrt, beschlossen drei schöne Jungfern aus dem Vorarlbergerischen Frastanz die Gunst der Stunde und prächtige Kaiserwetter zu nutzen, um köstliche Heidelbeeren zu pflücken, die weit drinnen im Tale der Samina, unterhalb der schroffen Gebirgsfelsen reichlich wuchsen. Alleine, es war einer der höchsten Feiertage der Christenheit, der Himmelfahrt der Gottesmutter Maria, die in ihrer Selbstlosen Art zur Gebärerin unseres Heiland werden sollte, und so fand der Wunsch der drei, Beeren zu sammeln, um sie möglichst gewinnbringend auf dem Markte der Montfortstaddt Feldkirch feil zu bieten, keineswegs das Wohlwollen der anständigen und Gläubigen Mitmenschen. Doch zu einem Widerspruch konnte es erst gar nicht kommen, ob der allzu frühen Stunde, zu der sich die  drei liederlichen, blondbezopften Weibsbilder aufmachten. Über die braven Kirchgänger im Tale machen sich die drei nun weidlich lustig und hatten so recht ihre Freude am Spott. Es war nun schon gegen Mittag, die Sonne brannte unerbittlich vom strahlendblauen Himmel und die Weidenkörbe quollen bereits mehr als über von der blauen wohlschmeckenden Beerenpracht, als die drei Jungfern eines kleinen, drahtigen, schwarzgekleideten Männleins angesichtig wurden, das einen Hut mit breite Krempe trug. "Was macht ihr drei Mädchen hier an diesem Ort, zu dieser Stunde und an diesem Tag? Wisst ihr denn nicht, dass es Christenpflicht ist die Mutter Jesu heute zu ehren und weltliches Getriebe hintanstellen zu lassen?!" Bis ins Mark erschrocken und kreidebleich antworteten die drei Schönen einhellig im Chor: "Wir machen nichts, nichts, nichts!"  Das Männlein, das im Saminatal nach Gold gesucht und solches seit vielen Jahren auf geheime Art und Weise auch  gefunden hatte, gewahrte sogleich seine Chance; denn es war mit dem Herrn der Finsternis im Bunde und suchte seit langem seine Erlösung davon. Nun erblickte es die vollen Körbe, gefüllt mit den köstlichen Früchten. "Nichts?!" fragte es die drei und fuhr schelmisch fort: "Dann sollt auch ihr zu Nichts werden!" Mit diesen Worten verzauberte er die drei Jungfern in markante Steinsäulen, die von nun an die Gipfel auf dem Grat bilden, der bereits von weitem sichtbar bedeutend in den Himmel ragt.  Das Männlein aber, das war ein Venediger. Es hatte sich "abgeputzt" und die Last des Bündnis'  mit dem Bösen auf die drei sündigen Mädchen abgeladen. Seither bilden die "Drei Schwestern" eine der markantesten Gipfel Vorarlbergs und Liechtensteins.

1 Kommentar:

  1. Toller Bericht! Tolle Bilder.
    Die lieben Schwestern sind einfach immer wieder schön.
    Allerdings: der Stadtschrofen braucht HILFE http://bergeinvorarlberg.com/2014/01/14/stadtschrofen-der-gipfel-der-etwas-anderen-art/

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